Was sind eigentlich Evangelikale?

Auch wenn wir hier nicht alle evangelikalen, christlichen Gemeinden vertreten, sondern nur die der ARGEGÖ, so wollen wir uns doch der Herausforderung stellen, diesen Begriff zu erklären.

Die Evangelikale Bewegung umfasst Christen in fast allen Konfessionen, alle, für die die Bibel die Basis, das Kreuz der Kern und die Wendung zu Jesus als Herrn der Weg ist. „Evangelikal“ ist kein Wort für eine Denomination, sondern für eine theologische Ausrichtung. Deshalb begegnen sich auf Veranstaltungen der ARGEGÖ Gläubige aus unterschiedlichen Kirchengemeinden. Einen umfassenden wissenschaftlichen Überblick bietet Frank Hinkelmann, Die Evangelikale Bewegung in Österreich. Grundzüge ihrer historischen und theologischen Entwicklung 1945-1998., VKW, Bonn 2014.

Evangelikal

Das Wort »evangelikal« ist ein relativ junger Ausdruck, hat aber seine Wurzeln im Protestantismus. Das deutsche Wort »evangelisch« wurde im 18. Jahrhundert parallel zu »pietistisch« oder »erwecklich« für einen ganzheitlich gelebten Glauben gemäß des Evangeliums gebraucht und damals noch als Gegensatz zu einem dogmatisch erstarrten Glauben der protestantischen Orthodoxie gesehen. Erst nach der Vereinigung von Reformierten und Lutheranern in der preußischen Union wurde der Begriff »evangelisch« im 19. Jahrhundert für die sich auf die Reformation gründenden Kirchen verwendet und dient seither vor allem im deutschen Sprachraum zur Unterscheidung der Reformierten und Lutheraner von der Römisch Katholischen Kirche.
Das im internationalen Raum geläufige englische Wort »evangelical« behielt jedoch stärker seine ursprüngliche Bedeutung von »evangelisch« als »dem Evangelium gemäß« bei. Was in unserem Sprachraum wieder zu einer Eindeutschung des Wortes in »Evanglikal« führte, um damit jene Christen, die sich in Glauben und Leben dem biblischen Evangelium verbunden fühlen, zu kennzeichnen. In den fünfziger Jahren des 20. Jhdts. diente das Wort dann in den USA auch zur Abgrenzung zu der sich zunehmend dogmatischer artikulierenden fundamentalistischen Bewegung. Die Evangelikalen hielten zwar auch nach wie vor die Bibel für wahr und zuverlässig, aber sie fühlten sich doch eher der Tradition der dynamisch-missionarischen Erweckungsbewegungen des 18. und 19. Jhdt. verpflichtet, die im wesentlichen undogmatisch waren. Ein wichtiger Begriff war und ist bei den Evangelikalen die »Evangelisation«. Diese stellt eine Veranstaltung dar, die dem Einzelnen die Möglichkeit geben soll, persönlich den Glauben an Jesus Christus und seine Gnade anzunehmen. Einer der bekanntesten Evangelisten in der zweiten Hälfte des 20 Jhdts war Billy Graham. So wie er zogen in der ganzen Welt viele durch ihr Land und evangelisierten mit Unterstützung der evangelikalen Christen aus den verschiedensten Kirchen, wobei es sehr oft zur überdenominationellen Zusammenarbeit evangelikal gesinnter Christen kam.

Die Evangelikalen sind trotz internationaler Kongresse und Gespräche bewusst eine Bewegung ohne Organisationsstrukturen geblieben. Kirchliche und Freikirchliche Gemeinden und Missionswerke können mehr oder weniger von den Evangelikalen geprägt sein, manchmal auch ganze Denominationen. Ein geeigneteres Wort, das gleichzeitig das Anliegen eines am Evangelium orientierten, gelebten Glaubens in der theologischen Tradition der Reformation und der Erweckung auszudrücken vermag, und die weltweite Zusammengehörigkeit der Bewegung zum Ausdruck bringt, steht nicht zur Verfügung.

Ich bin als ein Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt.Jesus Christus